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Stadtgeschichte
Weithin sichtbar grüßt das Jagdschloss Spangenberg von einem hohen Kalksteinkegel die Gäste. Seit 1235 thront es über der Stadt. Damals zur Kontrolle der Handelsstraße "die langen Hessen" von den Rittern von Treffurt errichtet, konnten sich unter seinem Schutz auch die Stadt und das Amt Spangenberg entwickeln. So war die Verleihung der Stadtrechte nach "lippstädtischem Recht" im Jahre 1309 die fast logische Folge.
Nach 1350 waren die hessischen Landgrafen oft auf der Burg, ließen sie zum Schloss ausbauen und nutzten sie wegen der wald- und wildreichen Umgebung gern als Jagdschloss. Die Biografien von Heinrich II. (der Eiserne), Ludwig I. (der Friedfertige) und Philipp dem Großmütigen sind mit Spangenberg eng verbunden.
Man kann die zweihundert Jahre dauernde Landgrafenzeit als die Blütezeit der Stadt beschreiben. Das gilt auch für einige Stadtteile, die als Burgdörfer entweder besondere Leistungen für das Schloss zu erbringen hatten oder eine herausragende Stellung als Sitz der Burgvögte (Verwalter) inne hatten.
Im Dreißigjährigen Krieg erlebte die Bevölkerung auch in unserer Region schwarze Tage mit Geißelung, Brandschatzung und Plünderungen durch unterschiedliche Truppen. In der Stadt fielen 84 Häuser einer Feuersbrunst zum Opfer.
Das Leben normalisierte sich nur langsam. Da war es hilfreich, dass viele Familien schon über Generationen neben der kargen Landwirtschaft die Leineweberei betrieben (großflächiger Flachsanbau). In Zünften organisiert gab es Mitte des 18. Jahrhunderts 625 Leineweber im Amt Spangenberg und anhand überlieferter Exportzahlen kann festgestellt werden, dass unsere Gegend ein Zentrum der Schockleinenherstellung war, auch was die Qualität anbelangt.
Durch Auferlegung von Zöllen und die vor allem in England schnell fortschreitende Industrialisierung mit mechanischen Webstühlen mussten in der Mitte des 19. Jh. viele Leineweber andere Einnahmequellen erschließen. In gleichem Maße wie die Leineweberei zurück ging, nahm die handwerkliche Herstellung von Schuhen zu. Die Gewerbelisten geben Zeugnis davon, dass Ende des 19. Jh. über 60 Schuhmacher in der Stadt arbeiteten und auf dem "Schusterpfad" ihre Produkte bis nach Kassel brachten. Auch dieser Beruf wurde ein Opfer der Fabrikation.
Inzwischen war Spangenberg ans Eisenbahnnetz angeschlossen worden (1879) und Station an der Berlin-Coblenzer-Eisenbahn BCE.
Die Stadt im 20. und 21. Jahrhundert
Es dauerte eine gewisse Zeit, bis Kaufleute und Fabrikanten, darunter auch viele jüdische Gewerbetreibende, sich auf die strukturellen wirtschaftlichen Wandlungen eingestellt hatten. Die aufstrebenden neuen Firmen durchlebten im Ersten Weltkrieg und während der folgenden Inflation und Weltwirtschaftskrise schwierige Jahre. Der Nationalsozialismus trieb die jüdischen Geschäftsleute schon vor 1938 zum verlustreichen Verkauf. Verfolgung, Flucht und Deportierung von "Nichtariern" sind auch in Spangenberg Teil der Geschichte.
Im Zweiten Weltkrieg bleibt die Stadt zunächst vom Kriegsgeschehen verschont. Nur die Verwendung des Schlosses machte auch die nordhessische Kleinstadt zum Kriegsschauplatz. Die seit 1907 im Schloss eingerichtete Preußische Forstschule wurde 1939 geschlossen und der Bau wurde Kriegsgefangenenlager für französische und englische Luftwaffenoffiziere. Dieser Umstand ist vermutlich der Grund dafür, dass in den letzten Kriegstagen, an Ostern 1945, alliierte Flieger Spangenberg angriffen und mit Brandbomben das Schloss trafen. Es brannte bis auf die Umfassungsmauern aus. Der Wiederaufbau dauerte bis Ende der 50er Jahre. Heute ist Schloss Spangenberg Hotel, Restaurant und ein besonderes Ambiente für romantische Hochzeiten.
Die Stadt hat sich in den letzten fünfzig Jahren von der beschriebenen Ackerbürgerstadt in eine gewerblich strukturierte Stadt gewandelt. Rund 1.400 Arbeitsplätze stehen zur Verfügung in den Branchen Kunststoffverarbeitung, Pharma (Industrie und Großhandel), Druckerzeugnisse und vor allem in der zerspanenden Industrie (Sägeblätter und Sägemaschinen).
Warum der Name "Spangenberg"?
Zahlreiche Historiker des 19. Jahrhunderts meinen, dass der Name „Spangenberg“ von den sogenannten „Spangensteinchen“ abzuleiten sei, den großen Mengen im Spangenberger Umland gefundenen Stengelgliedern einer Seelilienart, lat. Encrinus Liliiformis. Schon im 17. Jahrhundert sprach man von den runden „Steinlein“, die das Bildnis einer Spange tragen, wie man sie auf den Schuhen trägt, und die in der Erde, an einem Hügel nahe dem Schloss, gefunden werden. Man beschrieb die Steinlein als zirkelrund, von feiner geometrischer Art mit einer „wunderseltenen“ Zeichnung, die 12 bis 24 Strahlen auf der Oberfläche gleich einem Stern zeigt, alles so gemacht, als seien sie von der Hand eines Künstlers "mit großem Fleiß formieret und zubereitet" worden.
Das Bild von der Spange schwebt auch anderen Chronisten ständig vor, wenn sie über Spangenberg schreiben. Die Spange wird bei ihnen zu einem prägenden Signum, das auch Georg von Landau 1842, Lang, Wenderoth, Rohrbach u. a. 1860, Wilhelm Arnold 1875 und Karl Heßler 1907 immer wieder apostrophieren. Zu bemerken ist dabei, dass am Schlossberg kein Spangensteinchen zu finden ist, da der Schlossberg aus sogenannten unteren Muschelkalkschichten besteht. Auffindbar sind die Versteinerungen lediglich in den unteren Schichten des sog. oberen Muschelkalks, also mehr am Knorrenberg bei Elbersdorf oder an den Hängen und Rainen des Teichbergs.
Eine andere Version sagt, dass nicht Spangenberg seinen Namen wegen der Spangensteine trägt, sondern dass die Steine ihre Bezeichnung von dem Namen der Stadt haben. So liegen doch Schloss und Stadt Spangenberg gleich einer Klammer in der Gabelung der alten Heer- und Handelsstraßen, die in das Pfieffe- und Essetal eingebettet sind. Noch heute bezeichnet man ja auch noch eine Klammer, die etwas zusammen hält, als Spange. Spangen halten Haare und Kleider zusammen, es gibt auch Spangen in vielen technischen Bereichen, so im Haus-, Fortifikations- und Schiffsbau. Im übertragenen Sinne könnte der Name „Spangenberg“ die Klammerfunktion von Burg und Stadt andeuten, da Burg und Stadt die genannten Heer- und Handelsstraßen nicht nur verklammerten, sondern auch sperren und verriegeln konnten.
So hatte die Stadt Spangenberg mit ihrer Burg die Aufgabe, die uralte Straße, die aus Thüringen über Waldkappel, Spangenberg und Homberg nach dem Main und Rhein führte, zu schützen und gegebenenfalls zu verriegeln und gleichzeitig mit der Straße, die durch das Essetal führte, wie mit einer „Spange“ zusammen zu halten. Die Pfieffetalstraße hieß in früheren Zeiten immer der „alte Weg“, der im hohen Mittelalter ein wichtiger Teil der stark frequentierten Heer- und Handelsstraße (Anm.: Die langen Hessen) gewesen ist. Um den Verkehr auf dieser Straße ständig zu überprüfen und überwachen zu können, sperrte man später diesen Weg und leitete alle Straßenbewegungen durch die Stadt.
So wird auch Martin Luther mit seinem Gefolge 1529 durch die Stadt zum Marburger Religionsgespräch gezogen sein.
Bis zum Jahre 1927 hat der „alte Weg“ als Straße durch das Pfieffetal, fast 700 Jahre lang vom Verkehr gänzlich ausgeschaltet, ein Schattendasein geführt; dann wurde eine neue Talstraße gebaut, die als „Neue Straße“ diesen alten Handelsweg wieder zu Ehren brachte. Von der Straße, die durch das Essetal führte (Anm: wichtige Querverbindung zum Sälzerweg – Salzweg), ist auch nicht unbedingt anzunehmen, dass sie Spangenberg unmittelbar berührt hat. Sie lief sicherlich durch das viel ältere Elbersdorf, um dann später über die Neustadt außerhalb der Stadtmauern in einem Hohlweg zwischen Schloss- und Bromsberg den Anschluss nach Nordosten zu finden. Besonders verstärkte Straßentore in der Neustadt und auch Sperren in dem genannten Hohlweg, der „Höhle“, konnten auch diese Straße unpassierbar machen, so dass Stadt und Schloss Spangenberg diese beiden Straßen wie mit einer Spange zusammen halten und verklammern konnten.
So mag also eher die Version und die Lesart mit der „Spange“ als Verklammerungs- und Verriegelungsobjekt der Stadt zu ihrem Namen verholfen haben.
Auszug aus der Festschrift "675 Jahr Spangenberg" / Autor Kurt Knierim
Kleine Wappenkunde
Das gespaltene Spangenberger Wappen zeigt links das halbe Thüringer Rad (abgeleitet vom Mainzer Rad) und rechts ein von einer Spange zusammen gehaltenes Pflanzenbündel (Ährenbündel). Es handelt sich also um ein z. T. „redendes“ Wappen.
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